Neue Lernerfahrungen schaffen

Main-Kinzig-Kreis (mab). Bildung und Demokratiearbeit für alle: Die Volkshochschule der Bildungspartner Main-Kinzig GmbH feiert in diesem Jahr 50 Jahre Volkshochschule des Main-Kinzig-Kreises. Im Jubeljahr sprechen Dirk Niedoba, Geschäftsführer der Bildungspartner, und Aufsichtsratsvorsitzender Jannik Marquart über aktuelle Entwicklungen, neue Ziele und veraltete Klischees.     

GNZ: Der Begriff vom lebenslangen Lernen ist heute in aller Munde. Gute Voraussetzungen für Volkshochschulen, oder?

Dirk Niedoba: Es zeigt, wie relevant wir sind. Im Hessischen Weiterbildungsgesetz ist konkret vom lebensbegleitenden Lernen die Rede. Gemeint ist die aktive Auseinandersetzung der Menschen mit sich selbst und der Welt in allen Phasen des Lebens. Das ermöglichen die Bildungspartner Main-Kinzig einer großen Anzahl von Personen. 2024 haben wir fast genau 1.000 Kurse angeboten, mit rund 12.200 Teilnehmenden. Und die, das ist mir sehr wichtig, kommen aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten.

Das Klischee von den pensionierten Lehrern, die sich in ihrem Ruhestand an einer VHS mit Philosophie beschäftigen, ist also falsch?

Niedoba: Natürlich gehören ältere Menschen zu unserer Zielgruppe, aber wir legen unter anderem auch einen großen Schwerpunkt auf Angebote für Kinder und Jugendliche, und das seit Jahren.

Jannik Marquart: Allerdings steckt das Image von den eingestaubten Kursen noch immer in den Köpfen fest. Selbst ich war bei meinem Amtsantritt überrascht, wie breit die Angebotspalette und die Zielgruppen der Bildungspartner sind.

Niedoba: Bildung ist für alle da, unabhängig von Alter und persönlicher Lebenssituation. Deshalb sind wir für die Unterstützung des Main-Kinzig-Kreises dankbar, ohne dessen Hilfe wir unsere Gebühren nicht so niedrig halten könnten.  

Jannik Marquart: Es gibt kein anderes Projekt, hinter dem alle politischen Lager des Kreises so uneingeschränkt stehen, wie hinter den Bildungspartnern. Für uns ist klar, dass wir allen Schichten und Altersgruppen das lebensbegleitende Lernen ermöglichen wollen. Wir wollen alle Menschen ansprechen, auf der gesamten Fläche, auch in den ländlicheren Regionen. Das geht nur in Zusammenarbeit mit den Kommunen, etwa im Hinblick auf Tagungsorte oder Veranstaltungsräume. Und die funktioniert.

Niedoba: Natürlich ist die Größe des Landkreises eine Herausforderung. Unser Einzugsgebiet reicht von Sinntal bis Großkrotzenburg. Nicht alle Menschen können so einfach für einen 18-Uhr-Kurs nach Gelnhausen kommen, auch wenn wir hier mit dem Bildungshaus über optimale Bedingungen verfügen. Deshalb gehen wir seit längerer Zeit bewusst in den ländlichen Raum, besuchen Kitas und Schulen. Aber auch in der Erwachsenenbildung wollen wir unsere dezentralen Angebote weiter ausbauen und dabei das Potential nutzen, das in den unterschiedlichen Kommunen, in der Vereinslandschaft oder in den Kirchengemeinden liegt.

Sie sprechen von besonderen Räumen?

Niedoba: Ja und davon, sie auf besondere Weise zu nutzen. Ein Literaturkurs in einer Bibliothek liegt auf der Hand. Aber was ist mit einem Kochkurs? Die erforderlichen Bücher sind vor Ort, warum die Rezepte nicht gleich dort ausprobieren? In unseren Sprachkursen wird zum Beispiel regelmäßig zusammen gekocht, international. Allerdings verfügt das Bildungshaus über keine Küche. Wir wollen jetzt verstärkt auf Institutionen zugehen, die eine solche haben. Das Angebot: Ihr stellt die Räume, wir bringen einen Sprachlehrer mit – und die Köche. Das ist nur ein Beispiel für diesen Ansatz. Ein anderer: Die Kreiswerke Main-Kinzig verfügen über große Gelenkbusse. Bei einem gemeinsamen Austausch entstand die Idee, mit ihnen bei einem Leseprojekt zu kooperieren. Das könnten wir in den Bussen tun. Ein anderes Vorhaben, mit dem wir uns aktuell auf den Weg machen, ist ein MINT-Mobil, das von Kitas und Grundschulen zum Forschen, Mitmachen und Entdecken ausgeliehen werden kann, um vor Ort den Kontakt mit Naturwissenschaften zu fördern. Diese und andere Beispiele zeigen, dass man durch ungewöhnliche Kombinationen neue Lernerfahrungen schaffen und so einen Mehrwert erzeugen kann. Und das ist wichtig in einer Zeit, in der das aktive Tun immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das wollen wir ab dem kommenden Jahr verstärkt in Angriff nehmen.

Ein Experiment.

Niedoba: Nicht alles wird funktionieren, vieles sicherlich schon. Das Wichtigste ist: Unsere Fachbereichsleitungen und unsere Kursleitungen haben Lust darauf, neue Wege zu gehen. Diese Spielräume will ich meinem Team eröffnen und ich bin sehr froh, dass mich der Main-Kinzig-Kreis und Bildungsdezernent Jannik Marquart dabei unterstützen.

Herr Niedoba, Sie sind erst seit einem halben Jahr Geschäftsführer der Bildungspartner. Haben Sie bereits neue Impulse gesetzt?

Niedoba: Als ich meine Stelle angetreten habe, stand das Programm für die erste Jahreshälfte 2025 bereits weitgehend fest. Für die zweite Jahreshälfte habe ich durchaus kleinere Akzente gesetzt. Das kommende Jahr wird ein großer Schritt für mich. Allerdings ist es gar nicht so nötig, neue Impulse zu setzen. Es geht vor allem darum, Prozesse zuzulassen. Innerhalb des Teams gibt es so viele gute Ideen, da muss ich oft nur sagen: legt los. Das heißt nicht, dass es früher keine Initiativen gab. Aber die Corona-Zeit hat Volkshochschulen stark zugesetzt, da lag verständlicherweise vieles brach. Jetzt herrscht wieder echte Aufbruchstimmung. Und die wollen wir nutzen – unter anderem, indem wir neue Kooperationen suchen.

Gilt das auch für die Zusammenarbeit mit anderen Volkshochschulen?

Niedoba: Das tun wir bereits seit langem, nicht nur mit der VHS in Hanau. Wir kooperieren beispielsweise auch mit unseren Nachbarn im Wetterau- und Vogelsbergkreis und helfen uns mit Angeboten aus. Wenn sich beispielsweise Menschen in Birstein für einen Kurs interessieren, den wir nicht realisieren können, springen die Partner ein. Das gilt auch in umgekehrter Richtung. Was Kursleiter angeht, tauschen wir uns mit Partnern aus der gesamten Bundesrepublik aus. Es ist keine Floskel zu sagen, dass es eine echte VHS-Gemeinschaft und ein Volkshochschulgefühl gibt.

Dass es sich bei den Kursleitern zumeist um pensionierte Lehrer handelt, ist auch nur ein Klischee, oder?

Niedoba: Landesweit zählen die Volkshochschulen etwa 13.000 Kursleiter. Mit 250 bis 300 im Main-Kinzig-Kreis sind wir da schon ziemlich gut aufgestellt. Allerdings, wie in anderen Bereichen auch, wird es immer schwieriger, Menschen zu finden, die sich in dieser Sparte engagieren wollen. Was die Klischeevorstellungen angeht: unter den Kursleitern gibt es viele Pensionäre, darunter den klassischen Lehrer. Für viele von ihnen sind die Kurse zu einem Lebensinhalt geworden. Und dafür bin ich sehr dankbar. Sie stellen aber längst nicht mehr die Mehrheit dar. Hier ist tatsächlich Bewegung in die Sache gekommen. Gerade im Businessbereich sind mittlerweile eine ganze Reihe junger Leute dazugestoßen, die nach der Hochschule der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen. Die Wohlfahrtsverbände machen derzeit ähnliche Erfahrungen. Es geht um Menschen, die nach einer sinnerfüllten Tätigkeit suchen und die oft nur für kürzere Zeit dabei sind. Wie in anderen Bereichen spielt für sie das projektbezogene Arbeiten eine wichtige Rolle.

Ihr Programm zählt rund 1.000 Kurse. Wie frei sind Sie bei der Auswahl der Themen?

Marquart: Natürlich gibt es in bestimmten Bereichen, etwa bei den Deutschkursen, Vorgaben in Bezug auf Umfang und Inhalt. Generell sind die Bildungspartner aber ziemlich frei, was die Auswahl der Angebote angeht. Und das ist gut, denn die Kursleiter können die Themen anbieten, für die sie brennen. Auf der anderen Seite versuchen wirsolche Angebote zu realisieren, für die sich die Menschen interessieren. Denn so wird die Arbeit auch für die Kursleiter attraktiv. Erwachsenenbildung kann nur gelingen, wenn man die Teilnehmer und die Dozenten gleichermaßen mitnimmt.

Dabei setzen Sie auf ein breites Spektrum von Kunst, Kultur über Schulungen für ehrenamtliche Betreuer bis hin zu Nähworkshops oder Bewegungs- und Entspannungskursen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der beruflichen Weiterqualifikation und Personalentwicklung. Beispielsweise bieten sie einen Kurs zur erfolgreichen Leitung von Unternehmenskonferenzen an. Zwingt Sie die technologische Weiterentwicklung dazu, sich immer stärker auf den Bereich Arbeit zu konzentrieren und geht das irgendwann auf Kosten der Allgemeinbildung?

Marquart: Der technologische Wandel schreitet voran, jetzt kommt es darauf an, ihn in unserer Region gut zu gestalten. Arbeitnehmer sind heute nicht mehr 40 Jahre in einem Unternehmen tätig, sie wechseln eher ein bis zwei Mal die Branche. Unternehmen sind auf Menschen angewiesen, die über breite Kompetenzen verfügen. Dabei spielen die Bildungspartner eine Schlüsselrolle. Das geht aber nicht auf Kosten der Allgemeinbildung. Im Gegenteil. Wir schulen Menschen hier nicht im Umgang mit einer bestimmten Anwendung, einer Software oder einer Maschine. Wir bilden keine Gabelstaplerfahrer aus. Es kommt auf den Erwerb von grundlegenden Kompetenzen an. Und der wird in der Wirtschaftswelt immer wichtiger.

Niedoba: Unser Fokus liegt auf der Vermittlung sogenannter Soft Skills. Dabei orientieren wir uns am konkreten Bedarf von Firmen oder Kommunen. Vor kurzem hat uns eine Anfrage aus einer Kita erreicht. Hier hat sich eine neue Gruppe von Erzieherinnen zusammengefunden, die an ihrer Kommunikation arbeiten will. Gemeinsam mit einer Dozentin haben wir ein Angebot erarbeitet. Dabei geht es nicht alleine um die Vermittlung von konkreten Gesprächstechniken, sondern vielmehr darum, den Teambuilding-Prozess zu moderieren und zu begleiten. Ein anderes Beispiel: Ein Unternehmen will seine Mitarbeiter im Umgang mit Kundengesprächen schulen. Bislang musste es seine Auszubildenden dafür zu einem Anbieter außerhalb des Kreisgebiets schicken. Wir haben ein entsprechendes Format entwickelt. Auch da kommt es eher auf die Soft Skills, wie Kommunikationsstärke, Empathie, Teamfähigkeit oder Flexibilität an. Was die Azubis in diesem Kurs lernen, können sie auch in anderen Tätigkeitsfeldern anwenden.

Marquart: Wir haben die berufsbegleitende Bildung deutlich ausgebaut. Auch hier ist es wichtig, niedrigschwellige und bezahlbare Angebote zu schaffen, von denen insbesondere auch kleinere Unternehmen profitieren. Vermehrt fragen uns auch Kommunen an, die sich beispielsweise mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen. Auch hier geht es nicht um bestimmte Anwendungen, sondern ganz allgemein darum, Beschäftigten die Berührungsängste zu nehmen und sie für die Risiken aber auch die Chancen der neuen Technologien zu sensibilisieren. 

Niedoba: Neben der IT und den Soft Skills spielt selbstverständlich auch die Vermittlung von Sprachkenntnissen eine große Rolle im Wirtschaftsbereich.

Mit fast 2.500 Teilnehmern jährlich allein im Deutschbereich sind Sie da ein ziemlich großer Player.

Niedoba: Jedenfalls müssen wir uns nicht hinter privaten Anbietern verstecken. Wir sind ein wichtiger Partner für Kommunen und Unternehmen. Und das wollen wir bleiben, etwa durch den Ausbau unserer Berufssprachkurse. Dabei geht es um ein kompaktes Angebot mit bis zu 150 Stunden und für Gruppen ab fünf bis sechs Personen aus einer Branche. Das wissen Arbeitgeber zu schätzen. Für ein Logistikunternehmen, dessen Beschäftigte seit einiger Zeit vor allem nach Spanien fahren, haben wir beispielsweise einen entsprechenden Sprachkurs geschaffen, der speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Ein anderes Beispiel: Wie arbeiten aktiv mit der Main-Kinzig-Akademie für Gesundheit und Pflege im Bereich der Deutschförderung zusammen. Davon profitieren die Main-Kinzig-Kliniken und andere Anbieter im Pflegebereich, die ihre Auszubildenden in unsere Sprachkurse schicken. Diese werden vor allem in der Fachsprache, die sowohl für die Praxis als auch für ein erfolgreiches Bestehen der Berufsschule erforderlich ist, geschult.

Marquart: Vor allem in Bezug auf die Deutschkurse sind die Bildungspartner der Integrationsmotor im Main-Kinzig-Kreis. Sprache ist der wichtigste Schlüssel für den Erfolg. Ebenso wichtig ist die Gesellschaft auf dem Gebiet der Inklusion, wo sie sogar eine Vorreiterrolle einnimmt.

Worum geht es?

Niedoba: Unter Federführung der Bildungspartner haben drei Volkshochschulen mit Förderung des Landes Hessen ein Konzept erarbeitet, bei dem es um Inklusion in der Lehre geht. Es richtet sich vor allem an Pädagogen, die während ihrer Ausbildung kaum im Umgang mit beeinträchtigten Menschen geschult werden. Das Konzept befindet sich aktuell in der Evaluierungsphase. Wir qualifizieren auch Erzieher in Kitas zu Inklusionsthemen. Zudem kooperieren wir mit dem Behinderten-Werk Main-Kinzig intensiv, unter anderem im Bereich der Demokratieförderung.  

Durchaus ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit.

Niedoba:  Ja und das war er bereits, als die Volkshochschulen 1919 gegründet wurden. Im Altkreis Hanau-Land hat sich 1946 der „Verein für Volksbildung und Demokratie“ gegründet, der gleichsam den Grundstein für die heutigen Bildungspartner gelegt hat. Die politische Willensbildung und Urteilsfähigkeit sind Aufgaben, die wir bis heute mit vielen Veranstaltungen verfolgen.

Marquart: Die Demokratiearbeit ist aktuell natürlich relevanter denn je, es besteht großer Bedarf an entsprechenden Angeboten. Ein Beispiel ist die Vortragsreihe über Extremismus in Hasselroth, an der ich selbst teilgenommen habe und die mich sehr beeindruckt hat. Wir wollen das Thema auch verstärkt in die Schulen bringen. Dabei geht es uns nicht darum, den Meinungskorridor einzuengen. Wir wollen Menschen ermöglichen, zu erkennen, mit welchen Standpunkten sie sich noch auf dem Boden des Grundgesetzes bewegen und wann sie diesen verlassen. Diese Entscheidungskriterien sind vor allem für junge Menschen wichtig. 

Niedoba: Wir wollen niemanden indoktrinieren, auch wenn uns dieser Vorwurf bisweilen gemacht wird. Unsere ostdeutschen Kollegen sind dieser Kritik noch viel häufiger ausgesetzt. Es geht darum, einen Raum für den Dialog zwischen Menschen mit unterschiedlichen Positionen zu eröffnen.

Marquart: Genau das ist das Spannende an den Demokratiewerkstätten. Plötzlich verlagert sich der Fokus vom Referenten auf die Diskussion unter den Teilnehmern. Das wollen wir erreichen, Menschen ins Gespräch zu bringen.

Niedoba: Neben den Demokratiewerkstätten spielen im Rahmen der Erinnerungskultur beispielsweise die Kriegsgräber eine wichtige Rolle für uns. Für dieses Thema haben wir eine eigene Lernwand im Bildungshaus geschaffen. Ein anderes Beispiel: In einer Onlinereihe stellen wir Geschichten und Persönlichkeiten vor, die den Spessart geprägt haben. Es gibt noch weitere Beispiele und sie alle zeigen, wie wichtig es ist, entsprechende Angebote bezahlbar zu halten.

Derzeit wird auf Landesebene allerdings über die Abschaffung der Umsatzsteuerbefreiung von VHS-Angeboten diskutiert. Wie blicken Sie auf diese Debatte?

Niedoba: Mit Sorge. Der Hintergrund ist ein EU-Urteil, und in Zeiten klammer Kassen ist es natürlich konsequent, auch diesen Bereich zu durchleuchten. Wie die Diskussion ausgeht, lässt sich noch nicht abschätzen. Die Parteien in Berlin sind dabei, eine Lösung zu finden. Denn es ist klar, dass wir, wenn wir die Angebote weiterhin niederschwellig anbieten wollen, die Kosten über Steuergelder refinanziert müssten. Für die Gesellschaft stellen sich also ziemlich wichtige Fragen.

Marquart: Es wäre wirklich bedauerlich, wenn es in diesem Bereich zu Kürzungen kommen sollte. Denn die Volkshochschulen sollen sich an alle Menschen wenden, unabhängig von der Einkommenssituation. Deshalb hoffe ich darauf, dass dieser Schritt bundesweit abgewendet wird. 

Neben der wirtschaftlichen Transformation und der politischen Lage beeinflusst auch eine weitere Entwicklung die Arbeit von Volkshochschulen. Dabei denke ich an den demografischen Wandel, der zu einer Belastung im Gesundheitssystem führt.

Niedoba: Die Gesundheitsprävention wird wichtiger. Wir haben aber schon immer auf ein breites Angebot entsprechender Kurse gesetzt.

Und unterliegen dabei stetig wechselnden Trends, oder?

Niedoba: Die Nachfrage ändert sich immer wieder einmal. In einem Jahr ist die Progressive Muskelentspannung gefragt, in einem anderen Qigong oder Tai Chi – oder bestimmte Mischformen. Es gibt aber ein paar Basics, etwa Yoga, die eigentlich immer eine gute Möglichkeit darstellen, Menschen für Präventionsangebote zu interessieren. Und darum geht es uns. Wir bieten diese Kurse nicht mit therapeutischer Absicht an, das überlassen wir dem Privatsektor. Unsere Angebote sollen Türöffner sein. 

Wie das Faszien-Training in Oberndorf, das sich auf der Titelseite ihres aktuellen Programms befindet. 

Niedoba: Dafür haben wir einige Kritik erhalten.

Es zeigt Männer in fortgeschrittenem Alter.  

Niedoba: Die sichtlich Spaß am Training haben. Wir haben das Bild bewusst ausgewählt, um zu zeigen, dass diese Angebote für alle da sind. Denn bislang ist die Bereitschaft bei Frauen größer, solche Kurse zu besuchen. Das Bild soll zudem zeigen, dass wir, wenn der ländliche Raum für private Anbieter uninteressant ist, bereit sind, hier reinzugehen. Anders als in der Schule folgt die Erwachsenenbildung keinem vorgeschriebenen Lehrplan. Deshalb ist es zentral für uns, viel unterwegs zu sein und uns ständig mit den Menschen oder den Unternehmen auszutauschen, wenn wir unsere Programme erstellen. Und ich bin froh, dass wir sowohl das nötige Wissen als auch das erforderliche Können haben, um hier selbstbewusst aufzutreten. Wir können mit privaten Bildungsträgern absolut mithalten. Aber wir müssen auch daran arbeiten, die Vorstellungen von Volkshochschulen im Bewusstsein der Menschen zu erweitern.

Das 50-jährige Bestehen der Volkshochschule wird am Freitag, 29. August ab 18 Uhr, mit einer Langen Nacht der VHS im Bildungshaus; Frankfurter Straße 30 in Gelnhausen, gefeiert. Hierzu sind alle Bürgerinnen und Bürger aus dem Main-Kinzig-Kreis eingeladen. Zuvor findet um 17 Uhr ein Festakt am selben Ort statt.

Die Bildungspartner Main-Kinzig in Zahlen

Die Gründung der Volkshochschulen in Deutschland fällt in das Jahr 1919. Heute gibt es bundesweit 845 Volkshochulen (32 davon in Hessen) mit rund 3.000 Anlaufstellen und mehr als 700.000 Angeboten.

Der „Verein für Volksbildung und Demokratie e.V.“ wurde 1946 unter anderem im ehemaligen Altkreis Hanau-Land gegründet.

Die Gründung der Volkshochschule des Main-Kinzig-Kreises fällt ins Jahr 1975.

2008 wurden die Bildungspartner Main-Kinzig ins Leben gerufen, als Fusion der Main-Kinzig-Kliniken Bildungspartner GmbH und der VHS des Main-Kinzig-Kreises.

Aktuell bieten die Bildungspartner rund 1.000 Kursangebote jährlich mit fast 12.200 Teilnehmern und knapp 29.000 Unterrichtsstunden an. Die als gemeinnützig tätige Gesellschaft zählt 340 Kursleiter und 20 hauptamtliche Mitarbeiter.